Thoughts – Bis dann / Brief an dich

Kolumne Studentenleben Fee Schoenwald Modeblog Oldenburg Bremen Hamburg

Hallo du,

Ich wusste nicht, wie es sich anfühlen würde zu gehen und dich und unser Leben und unsere Wohnung für drei Monate zu verlassen. Ich wusste nur, dass es nicht leicht werden würde. Doch als ich dann da stand und deinem Auto hinterher sah, fiel es mir auf einmal so leicht, dieses Gefühl in Worte zu fassen. „Es ist, als würde ich ein zweites Mal von Zuhause ausziehen“, sagte ich trotzig in das Schweigen hinein, als ich mit meinem Bruder zurück zu seiner Wohnung lief. Der Kloß in meinem Hals war in diesem Moment größer als der Mount Everest. Ein neues Zuhause auf Zeit. Ja, ich hatte dieses Gefühl schon einmal gespürt und dann doch wieder verdrängt. So wie wir den Schmerz vergessen, wenn er nicht mehr relevant ist – Bis er dann wieder da ist und wir ihn sofort wieder erkennen wie einen alten Bekannten, mit dem wir noch eine Rechnung offen haben. Ich war froh, dass mein Bruder in diesem Moment den Arm um mich legte, als ich mich erneut wie ein Kind fühlte, das soeben seine engste Bezugsperson in einer anderen Stadt zurück gelassen hatte. Nun schon zum zweiten Mal. Doch auch dieses Mal wusste ich, dass ich es hier gut haben würde und dass der Schmerz nachlässt. Es ist gut, nicht allein zu sein und ich bin so froh, meinen Bruder bei mir zu haben.

Ich bin nicht aus der Welt und doch lebe ich jetzt in einer anderen.
Es ist schön hier und doch spüre ich deine Abwesenheit in jedem Blickwinkel.
Es hat bis jetzt fast jeden Tag geregnet und ich warte immer noch darauf, dass mir die Witze über das schlechte Wetter hier ausgehen. Und ich warte darauf, dass es sich weniger unwirklich anfühlt, hier zu sein. Aber heute schien die Sonne. Es hat mir Hoffnung gegeben, dass ich jetzt langsam aufhöre zu warten und anfange, hier zu leben. Auch hier kann ich zuhause sein. Auf Zeit.

Und wenn ich dann nach Oldenburg zurückkehre, merke ich, dass ich jeden Teller und jede Tasse in unseren Schränken liebe. Und dass mich jede Schramme in unseren Möbeln und jeder herumliegende Krimskrams an unser gemeinsames Leben hier erinnert. Es fühlt sich so anders an. Das ist nicht mehr nur eine Wohnung, sondern Heimat. Und jeder kleine Augenblick mit dir ist plötzlich so leuchtend und kostbar, dass ich ihn für immer fest halten will. Einkaufen, Serien schauen, Essen kochen. Ich verliebe mich ein hundertstes Mal in dich. Jedes Wochenende aufs Neue.  Wir werden in den nächsten Wochen noch oft auf Bahngleisen stehen und nicht loslassen wollen. Und so komme ich letztendlich zu dem Schluss, dass jeder Ort – ganz egal wie laut und schön und leuchtend – doch ein leerer ist, wenn ich mein Leben nicht mit dir teilen kann. Aber ich bin es mir und auch dir schuldig, die Zeit hier zu genießen.

Ja, ich wusste nicht wie es sein würde zu gehen und jetzt weiß ich es. Ich hoffe, du weißt wie schwer es mir fiel. Und ich weiß, dass es sich noch verändern wird. Wir werden stärker werden, besser damit umgehen können und wahrscheinlich werden die Monate wie im Flug vergehen. Auch wenn du mir jeden Tag an meiner Seite fehlst. Dieser Brief hat kein Ende und trotzdem musste ich ihn einfach schreiben. Er ist eine unperfekte Momentaufnahme, ein verschwommenes Polaroid. Aber ich weiß, dass du ihn verstehen wirst.

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(Fragezeichen? Zum besseren Verständnis am Besten mein Hamburg Update im Bold Stripes Outfit nachlesen)


Fotos von Mainise Fotografie

8 comments

  • Sehr schön geschrieben. Ich weiß ein wenig, wie sich das anfühlt, aber an solchen Ereignissen wächst man unglaublich.
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und hoffentlich ein wenig mehr Sonne.
    Liebe Grüße ♥ Dorie
    http://www.thedorie.com

  • hallo fee, du hast wirklich ein talent zum schreiben! Deine worte haben mich sehr berührt. ich stelle es mir unglaublich schwer vor, meinen freund zurück zu lassen. auch wenn 3 monate nicht viel ist und hh und oldenburg keine so große entfernung ist, wenn man das pärchenleben gewohnt ist, ist das schon ein riesiger unterschied. aber hey, deine situation hat dich zu diesem tollen blog post inspiriert. sehnsucht macht halt auch kreativ ;-) viel erfolg noch bei deinem praktikum, hoffentlich bringt es dich weiter
    liebe grüsse,
    Janina ♥
    http://www.janinaloves.com/

  • und ich bin nicht einmal eifersüchtig ! Mir tut nur das herz weh wenn ich an den moment denke, an dem wir dich in oldenburg in deiner wg zurücklassen mussten.und jetzt tut es mir weh, weil du leidest, aber ich weiß dass du das souveränste mädchen bist das ich kenne..du wirst wachsen, ohne deine wurzeln je aufzugeben. ich liebe dich. dad

  • Liebe Fee, was für ein schöner Text.
    Meine lieblingsstelle ist, dass Du sagst, wie du sogar jede schramme in den möbeln liebst UNd dass du dich zum hundertstenmal in Dein Gegenüber verliebst. Finde ich total schön!
    Liebste Grüsse
    Janine von https://www.vivarubia.ch/

  • Hallo:) super beitrag..:) warum bist du gegangen? hast du dich getrennt? sorry, habe das nicht ganz gecheckt:(

    alles liebe und alles alles gute zu dir.
    dicke umarmung.

    lisa

    • Hallo Lisa,
      danke für deinen Kommentar! Ich lebe momentan für ein Praktikum in Hamburg, wir sind aber noch zusammen und glücklich :) Habe jetzt einen Link zu meinem Life Update im Post ergänzt :)

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