{Thoughts} Opportunitätskosten

Kolumne Generation Y Immer etwas verpassen Modeblog

Opportunitätskosten – das sind einfach gesagt die Kosten einer verpassten Gelegenheit. Ein Begriff, der mich durch die letzten 5 Semester meines Wirtschaftstudium verfolgt hat. Auch dieses Jahr wird er wieder in meinen Skript stehen. Opportunity steckt darin – die Möglichkeit. Ein Beispiel: Würde ich momentan nicht studieren, sondern einem Vollzeitjob nachgehen, hätte ich wesentlich mehr Geld zur Verfügung. Doch das tue ich nicht und so sind das die Kosten, die meine Wahl mir gerade verursacht. Andersherum würde ich als ungelernte Vollzeitkraft möglicher Weise nicht so viel verdienen wie nach meinem Uni-Abschluss. Jede Entscheidung verursacht ihre Kosten, ob sie richtig oder falsch ist. Diese Kosten muss man berücksichtigen, auch wenn man sie nur selten vermeiden kann.

Mikroökonomik, Rechnungswesen, Betriebswirtschaftslehre – die Opportunitätskosten verfolgen mich. Und wieder einmal sitze ich in der Bibliothek über meinen Unterlagen und muss plötzlich darüber nachdenken, dass es immer so viele verpasste Gelegenheiten gibt. Während ich hier in Oldenburg wohne, verpasse ich die Zeit mit meiner Familie zuhause. So viele kostbare Momente, in denen ich einfach nicht da bin. Nicht meine Katze streicheln kann, nicht das Lachen meiner Mama hören kann und mit meinem Papa sonntags den Flohmarkt besuchen kann. Ganz einfach weil ich mich entschieden habe, hierher zu ziehen. Weil ich mich verliebt habe, Freunde gefunden habe und dieses Studium so gut wie möglich beenden möchte. Und wenn ich dann am Wochenende endlich wieder einmal nachhause fahre, wird mir meist nach kurzer Zeit klar, wie sehr mein Freund mir dann fehlt. Während ich meine Katze streichel, mit meiner Mama lache und mit meinem Papa sonntags losziehe. Und dann denke ich an die coole Party, die ich diesen Samstag schon wieder verpasse. Frage mich, was meine Freunde gerade machen. Weil ich jetzt nun mal hier bin.

Doch meine kleine Dreiecksbeziehung mit Oldenburg und Bremen ist nichts gegen meine Zukunftsangst. Während ich hier in Deutschland bin, verpasse ich ein aufregendes Leben, dass ich im Ausland führen könnte. Alle sprechen doch nur noch von Auslandssemestern, Praktika und Work and Travel. Während ich eigentlich nur hier sein will, vielleicht auch mal woanders und mich einfach nicht entscheiden kann. Manchmal hasse ich Entscheidungen, weil sie nun mal implizieren, dass ich nicht beides haben kann. Entscheidungen sollen Freiheit bedeutet, doch gerade setzen sie mich nur unter Druck.

Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein und niemand kann mir wirklich sagen, was für mich die richtige Entscheidung ist. Ich werde gerade erwachsen und versuche mich selbst zu finden. Ich bin zwanzig Jahre alt und habe eigentlich keine Ahnung vom Leben. Doch ich glaube, dass es nicht die eine richtige Entscheidung gibt. Wir müssen straucheln und wir müssen fallen, um zu erkennen was wir eigentlich wollen. Nicht für jeden ist ein Jahr in Australien die ultimative Selbstverwirklichung. Vielleicht gehöre ich auch genau hier hin, weil die Menschen an meiner Seite mich so unglaublich glücklich machen. Vielleicht ziehe ich auch in ein paar Jahren nach Hamburg, nach Mailand oder ganz woanders hin. Ich werde richtige Entscheidungen treffen und ich werde manche Entscheidungen sehr bereuen. Das steht fest. Doch Vermissen kann auch so schön sein und die richtigen Menschen werden immer einen Platz an ihrer Seite für mich freihalten. Ich muss nur aufhören mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich wo verpassen könnte. Denn das ist vielleicht der größte Fehler von allen.

 

13 comments

  • Hey Süße,

    ich kenne sehr gut, wovon du schreibst. Die Angst dass man irgendetwas verpasst, irgendetwas fehlen könnte, man plötzlich merkt dass ein Puzzleteil im Gesamtbild fehlt… aber ich verspreche dir: Sobald du aufhörst, darüber nachzudenken, wird es besser <3

    Fühl dich lieb gedrückt und hab noch einen schönen Abend! :)

    Liebst,
    Mina von Minamia.de
    No Snapchat, no caviar

  • Ich kann das was du sagst, sehr gut nachvollziehen. Ich hadere auch immer wieder mit den Entscheidungen die ich nicht getroffen habe oder nicht treffen werde – die, die auf der Strecke bleiben müssen, weil, wie du schon richtig sagst, halt eben manchmal nur eine Sache möglich ist. Aber, ich denke das ist völlig normal und auch ok – solange man sich damit nicht zu lange aufhält und dann auch wieder glücklich über die Entscheidungen seien kann die man tatsächlich trifft.

    xxx, Rina von https://darlingrina.wordpress.com/2017/01/05/brotaufstrich-lecker-gesund-vegan/

  • Hallo liebe Fee,
    ich glaube, diese Zukunftsangst und auch das Problem mit den Entscheidungen haben wir irgendwie alle… ich kann dich also gut verstehen. Man weiß nie, wie es weiter geht, aber man weiß auch nicht so recht, wie es der eigenen Meinung nach weiter gehen soll … Ich glaube, das ist auch ein Problem unserer Zeit und unserer Generation und vielleicht ist die Lösung, mehr im Hier und Jetzt zu leben … vielleicht ist das aber auch nicht die Lösung …
    Liebe Grüße
    Susi

  • Schön geschrieben, meine liebe Fee!
    Ich denke so wie du, wahrscheinlich ist es auch irgendwo „try, error, repeat“.
    Zumindest glaube ich fest daran, dass jeder seinen Platz auf der Welt finden kann – und du bestimmt auch :)

    Liebe Grüße,
    Julia

  • Ich hänge auch in einem Wirtschaftsstudium fest, bin einen Großteil des Semesters aber irgendwo in Deutschland am arbeiten oder Sachen an machen und nur für die Klausuren und Pflichtveranstaltungen in der Uni. Ein paar anderen Kommilitonen von mir sind permanent im Ausland im Urlaub. Wer von Euch ist trotz starker Verpflichtung doch örtlich ungebunden?

  • Richtig schön geschrieben! Ich denke auch öfters darüber nach, was wäre wenn ich mich in manchen Situationen anders entscheiden hätte oder wie es wäre, wenn ich jetzt im Ausland leben würde.
    Wirklich toller Post!

    Liebe Grüße
    Isa

    iisabelsophie.blogspot.de

  • Diese Gedanken kenne ich. Und man hat nur das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man auf andere schaut. Wenn du glücklich hier bist, dann ist das doch in Ordnung. Dein Leben ist dadurch nicht langweiliger oder schlechter. Und wenn dich doch die Ferne ruft, dann wirst du diesen Schritt schon gehen. Wie du geschrieben hast: du bist gerade zwanzig. Da ist doch noch so viel Zeit! Geniesse sie und mache dir einfach weniger Sorgen.
    Liebst, Bina
    stryleTZ

  • Denke immer daran, dass alles aus einem Grund geschieht. Hast Du das verinnerlicht & und glaubst du ganz fest daraun, vertraust Du darauf, dann fällt dir so Vieles leichter. Du bist optimistischer. Gehst gelassener an Dinge heran. Du findest deinen Weg!

    Alles Liebe, Juliet
    http://www.withjuliet.com

  • Ich habe von diesen Kosten noch nie gehört, aber ich verstehe was du damit meinst und finde den Bezug zum echten Leben wirklich gut. Ich hatte diese Zukunfstängste auch in deinem Alter, aber habe durch das Reisen gelernt mehr im Hier und Jetzt zu sein und sich weniger Gedanken über unnötige Dinge zu machen. Ich bin sicher du lernst es eines Tages auch, den Moment zu genießen und nicht daran zu denken, was wo anders passieren würde und dich davon verunsichern zu lassen. :)

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende dir <3

  • Interessanter Gedanke. Ging mir auch so, nachdem nach der Schule viele erstmal ins Ausland abgehauen sind und ich nicht. Bereue es nicht wirklich, vielleicht kommen in den nächsten jahren mal noch ein paar aufregende Sachen. Alles Gute dir!

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